Objekt des Monats November 2019

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.

In den nächsten beiden Artikeln wollen wir uns mit einem Peripheriegerät unserer Zuse Z23 beschäftigen. Im November widmen wir uns dem Schnelldrucker Creed 1000. (Teil 1)

Wer sich 1962 eine Zuse Z23 in ihrer Grundkonfiguration für 340.000 DM bestellt hat, bekam einen kompletten Rechner mit Ein-und Ausgabegeräten. Für die Eingabe stand ein Ferranti-Lochstreifenabtaster, der maximal 300 Zeichen pro Sekunde optisch einließt, zur Verfügung. Für die Programmierung der Lochstreifen und die Ausgabe der errechneten Ergebnisse als Lochstreifen und in lesbarer Druckschrift, stand der Siemens Fernschreiber T100, zur Verfügung. Er hatte eine Ausgaberate von 10 Zeichen pro Sekunde.

Beide Geräte sind bei unseren Vorführung heute noch zuverlässig im Einsatz.Um die Druckausgabe schneller zu gestalten bot die Zuse KG einen Schnelldrucker an, den Creed 1000, der mit einem Preis von 98.000 DM in den Listen stand. Was man dafür bekam war nicht nur der Drucker selbst, sondern auch ein weiterer Anschlussschrank mit Ansteuer-Elektronik.

Dimensionen: 

Drucker mit Untersatz:

Gewicht: 200kg

B/T/H: 86cm/66cm/117cm

Ser.Nr. 112

Anschlußschrank(?):

Gewicht: 300kg

B/T/H: 131cm/75cm/161cm

 

Den Drucker kaufte die Zuse KG von der in London beheimateten Creed & Co Ltd zu. Den Schrank mit der Ansteuerelektronik aber baute und entwickelt die Firma Zuse selbst. Der Creed arbeitet wie eine Schreibmaschine nach dem Serienprinzip, bei der die einzelnen Zeichen komplett nacheinander auf Papier gebracht werden. Sein Druckkopf besteht aus einer Matrix von 5 auf 5 Nadeln.

 

Um den Nadeln auch bei Mehrlagendruckpapier die nötige Anschlagskraft zu geben sind starke und daher recht groß dimensionierte Magnete zu ihrem Vorstoß nötig.

Rechts das Beispiel eines 3 auf 3 Nadel-Druckkopfes von Nixdorf, dessen Magnete bei je 3,3cm Länge einen Durchmesser von 1,8cm aufweisen. Gewicht: 330g. So ist gut vorstellbar, wie groß und schwer der Creed-Druckkopf in dieser Bauform sein würde.

Wie wurde dieses Problem gelöst?

Die 25 Nadeln (Druckstempel) werden über 25 dünne Nylonschläuche durch Öldruck angesteuert. Hierzu betätigen 25 Magnete je ein Ventil, das dann durch einen Hydraulikimpuls auf den Leitungen die Nadeln anschlägt.

Der Druckkopf benötigt pro Zeichen etwa 10ms, sodass der Drucker mit 100 Zeichen pro Sekunde, also der 10-fachen Geschwindigkeit des Fernschreibers, arbeitet.

Im Papierdepot können bis zu 2000 Seiten Endlospapier eingelegt werden. Der Abdruck erfolgt wie bei einer Schreibmaschine durch ein Standard-Farbband, zwischen Druckkopf und Papier. Trotz hoher Beanspruchung reicht ein Farbband für 10 Druckstunden.Es lassen sich bis zu 4 Kohlepapierkopien durchschlagen.Der Zeilenvorschub konnte fest „programmiert“ werden. Eine austauschbare seitlich angebrachte Programmscheibe erlaubte 33 verschiedene Vorschubschrittweiten von 2,4,6…bis 66 Zeilen. Es konnten Papierbreiten von 15,25mm bis 43,2mm bedruckt werden.

Geht der Papiervorrat zu Ende oder ist der Öldruck zu gering, werden Alarme gegeben.

Aus dem Zuse-Handbuch:

Um den Drucker mit der Rechenanlage zu verbinden ist ein extra Anschlussschrank mit Steuerelektronik vonnöten. In ihm ist hauptsächlich ein Pufferregister für 30 Binärstellen untergebracht.

Es handelt sich dabei um die untersten 30 bit eines Zusewortes, von Adresse 0 an, bis zu Adresse 30, von der Zuse her gefüllt.

Anschließend leert sich der Speicher, indem das im Inhalt stehende Zeichen gedruckt wird. Jetzt kann wieder ein neues Zeichen von der Zuse empfangen und zwischengespeichert werden.

Folgt bereits das nächste Zeichen von der Z23, bevor das Pufferregister das vorrausgegangene Zeichen durch den Drucker zum Abdruck bringen konnte, erfolgt ein automatischer Stopp der Rechenanlage, bis das Pufferregister wieder frei wird.

Der schnelle Zeichendrucker kann nachträglich an jede Zuse Z23 angeschlossen werden. Es sind lediglich einige Verdrahtungsänderungen bei der Montage erforderlich, um Anschlußbausteine nachzusetzten.“

Gerade dieser Anschlussschrank gibt uns Rätsel auf. Im Handbuch der Peripheriebeschreibung zur Zuse Z23 werden die Abmessungen des Schrankes mit B/T/H von 72cm/82cm/81cm angegeben. Eine Gewichtsangabe von 100kg spricht eher für einen kleinen Unterbauschrank.

In unserem Kellerarchiv haben wir allerdings einen großen, mehrere hundert Kilogramm schweren und deutlich breiteren und höheren Anschlussschrank stehen. Dieses Rätsel zu lösen bedarf aber noch einiges an Recherche und Zeit.

Daher wird im „Objekt des Monats Dezember“ zum Teil 2 der Beschreibung des Creed Model 1000:

Thema „Anschluss und Programmierung des Druckers Creed 1000 an der Zuse Z23“.

Gerne hätten wir den Drucker schon früher in unsere Ausstellung aufgenommen, jedoch geschah beim Transport des Creed vom Christian-Ernst-Gymnasium zur Uni ein Malheur. Die Möbelpacker haben den Drucker zum leichteren Transport quer gelegt und somit den kompletten Hydraulikölvorrat im Drucker und auf den Boden vergossen. Bis vor kurzem tropfte der Drucker deshalb noch nach. Ob der Creed 1000 jemals wieder einsatzfähig sein wird ist ungewiss.

 

Wo kann man ihn besichtigen?:

Wer diesen Drucker sehen, bzw. die Z23 live erleben will, kann an einem Donnerstag zur Zuse-Vorführung vorbei schauen oder unter Tel. 09131/8527027 einen Termin vereinbaren.

Ausgestellt im RRZE, Martensstraße 1, 1.Stock, Im „ZUSE-Raum“, 1.009